Powerdaten von der Craft Bike Transalp 2010

Eine Crosserin auf Abwegen und ein Hobby-Sportler mit Ambitionen beim größten Mountainbike-Etappenrennen der Welt: Jana Süß (22) vom Stevens 1a Crossteam und Ronald Andraczek (34) vom RC-Dresden starteten im Mixed Team bei der Bike Transalp. Wir analysieren hier die Powerdaten der beiden, die mit SRM-Kurbeln erfasst wurden.

Streckendaten BT 10

Die Streckendaten der Craft Bike Transalp flößen Respekt ein!

1. Etappe 2010


1. Etappe BT 10

Der Fahrtschrieb von Ronald verrät, dass ein vergleichsweise leichtes Streckenprofil keineswegs eine leichte Etappe bedeutet. Der Leistungsoutput war nur auf der vierten Etappe höher! Typisch für ein Etappenrennen: am Anfang sind alle frisch, entsprechend hektisch geht es los - erkennbar am wilden Gezackel der grünen Leistungskurve. Im Anstieg ist der Leistungsoutput dann konstanter - und niedriger.

2. Etappe 2010


2. Etappe BT 10

Einen frühen Leistungshöhepunkt zeigt die zweite Etappe, die mit 3184 Höhenmetern ein dickes Brett ist. Die Durchschnittsleistung von 244 W über 1:13 Stunden ist die höchste Kletterleistung, die Ronald während des gesamten Rennens erzielt. Bezogen auf sein Gewicht von 64 kg sind das sehr ordentliche 3,8 W/kg, eine Leistung im Bereich seiner anaeroben Schwelle.

2. Etappe BT 10

Zum Vergleich der Datenschrieb von Jana. Es ist schön zu sehen, wie die Topographie das Geschehen bestimmt. Da Jana leichter ist als Ronald sind ihre Leistungswerte entsprechend etwas niedriger.

Analyse 2. Etappe BT 10

Die Analyseansicht der SRM Software zeigt die Häufigkeitsverteilung der Messdaten. Durch die langen Bergauffahrten gibt es ausgeprägte Peaks bei der Geschwindigkeit – bei knapp über 10 km/h. Auch die Powerkurve ist recht spitz, die häufigste Leistung liegt bei 225 W, die häufigste Trittfrequenz bei kraftbetonten 72 U/min.

2. Etappe BT 10

Die 2PEAK Analyse der Fahrt zeigt, dass Ronald viel Zeit im Entwicklungsbereich verbrachte. 24 Minuten Anteile im Spitzenbereich sind im Rahmen des Etappenrennens eine harte Belastung, die in den Folgetagen Spuren zeigt.

3. Etappe 2010


3. Etappe BT 10

Die Ermüdung zeigt erste Wirkung. Durchschnittsleistung und Trittfrequenz lassen gegenüber den Vortagen etwas nach. Von Ischgl aus geht es gleich mächtig bergauf auf das Idjoch.

4. Etappe 2010


4. Etappe BT 10

Die vierte Etappe hat wieder einen etwas flacheren Verlauf. Das kommt Ronald entgegen, der mit 187 Watt Durchschnittsleistung hier seine höchste Durchschnittsleistung erzielt. Bei Bike-Daten muss man aber immer berücksichtigen, dass die Powerdaten nicht die ganze Wahrheit sind. Sobald man vom Bike muss (Tragestrecke), zählt das Wattmeter 0 Watt. Trotzdem muss man natürlich Arbeit leisten, um weiter voran zu kommen. Und auch Abfahrten ziehen zusätzlich Energie, die nicht erfasst wird. Der wahre Energieumsatz ist daher bis zu 25% höher als der vom Powermeter erfasste.

5. Etappe 2010


5. Etappe BT 10

Die fünfte Etappe ist nominell die Königsetappe mit einer Länge von 113 km und fast 3700 Höhenmetern. Dies spiegelt sich in der Energiebilanz wider: 3900 Kilojoule (mechanisch) sind der Spitzenwert des Rennens und entsprechen etwa 3900 verbrannten Kilokalorien, der wahre Umsatz liegt vermutlich sogar bei 5.000,ähnlich wie bei einer Tour de France-Bergetappe der härteren Sorte. Jede Menge Essen nach der Etappe ist Pflicht! Der schier endlose Anstieg auf den Mortirolo fordert noch einmal Dauer-Power: 1:44 Stunden mit 224 W. Obwohl der Puls insgesamt gefallen ist seit Beginn des Rennens (Ökonomisierung und Ermüdung), ist die Herzfrequenz im Schlussanstieg etwas höher als normalerweise bei dieser Leistung, was ebenfalls auf Ermüdung oder Verarmung an Kohlenhydraten hindeutet - vielleicht ist es aber auch der Unmut über den Hinterraddefekt und die damit verbundene Aufholjagd, der den Puls treibt.

6. Etappe 2010


6. Etappe BT 10

Auf dieser Etappe stabilisiert sich die Leistung. Der Tritt wird wieder etwas flüssiger.

7. Etappe 2010


7. Etappe BT 10

Auch diese Etappe hat wieder einen Endlosanstieg. Die Durchschnittsleistung fällt aber weiter. Die Anstrengung der letzten Tage zeigt Spuren – bei allen Teilnehmern. Sportlich geht es für Jana und Ronald nämlich bergauf, sie verbessern sich im Mixed-Klassement auf den zehnten Platz.

8. Etappe 2010


8. Etappe BT 10

Der Schlussakt. Die meisten Höhenmeter sind gemacht. Aber eine Stunde harter Kletterei am Stück auf den Passo Bregn da l'Ors steht an, bevor der Gardasee langsam in Sichtweite rückt. Zum Schluss noch eine technische Abfahrt. Am Ende können Jana und Ronald den zehnten Platz behaupten.

Zusammenfassung


Die Bike Transalp ist ein sehr hartes Rennen. Die Leistungswerte spiegeln das nur zum teil wider. Sie sind im Gelände prinzipiell niedriger als auf der Straße, weil Haltearbeit im Downhill und Tragepassagen keinen Niederschlag in den Werten finden. Die Energieumsätze sind hoch, die Etappen lang. Für einen Hobbyfahrer mit überschaubarem Trainingszeitbudget ist die Bike Transalp eine permanente Überlastung. Von harten Etappen kann man sich nicht mehr richtig erholen. Dies ist an den fallenden Leistungswerten klar erkennbar. Auf die Führenden der Mixed Wertung verlieren Jana und Ronald am Ende sechseinhalb Stunden, obwohl sie sicher gut trainiert in das Rennen gegangen sind. Dies zeigt, wie hart an der Spitze gefahren wird.



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